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SebCheck: Bloodborne – heute gibt es Blutwurst

„Im Questen bin ich ein Profi“

„Früher war alles besser“, „Damals wurden Spiele zum Ende hin nur schwerer“ und „Es gab Zeiten, da haben sich die Entwickler noch Mühe gegeben“. Sätze die jedem Gamer mittlerweile längst zum Hals heraus hängen. Und da gibt es keine Unterschiede zwischen Konsole und PC. Jedem selbsternannten Experten, der bei den heutigen Spielen eine größere Mängelliste feststellt als der TÜV bei meinem treuen, alten Opel Corsa, dem lege ich die Demon’s und Dark Souls-Reihe von Publisher Bandai Namco ans Herz. Oder halt das neueste Baby in der Dämonen-Wiege: Bloodborne. Ein neuer Beitrag von der SebCheck-Front.

Wer auf eine gehörige Portion Prügel gemischt mit unendlich viel Stress und Panik steht, der ist hier an der einzig richtigen Adresse. Für jeden Spielertyp gibt es genau einen Schwierigkeitsgrad und den kann man getrost mit „Götterdämmerung“ beschreiben. In der gesamten Souls-Reihe ist der Tod unser ständiger Begleiter. Treu wie ein Welpe mit Hörnern und Flügeln folgt er uns auf Schritt und Tritt durch düstere Burgen, Dungeons und Höhlen. Und mit ziemlicher Regelmäßigkeit von etwa drei bis fünf Minuten haut er uns mit Dampf so richtig in die Fresse. Outcome: Blutwurst.

Beispiel gefällig? Gerne – meine erste Begegnung mit Dark Souls: Das Tutorial liegt hinter mir und ich bin bereit, meine gerade erst wiedererlangte Freiheit so richtig zu genießen. Ich quatsche den erstbesten Typen an, der mir begegnet. Er verrät mir meine nächste Aufgabe: „Finde den miesen Necromancer und würg‘ ihm richtig eine rein!“

Kein Problem, denke ich mir, im Questen bin ich ein Profi mit jahrelanger Erfahrung.

Zwei Stunden später bin ich sechzehn Mal gestorben, habe meinen Fernseher nur knapp mit dem Controller verfehlt und das gesamte Team des Entwicklerstudios inklusive ihrer Kinder und Kindeskinder in den letzten Winkel der Hölle verflucht. Ich bin drei Meter weit gekommen. Wieso komme ich nicht an diesen jämmerlichen Skeletten vorbei?

Im Internet finde ich die Lösung: Hier bin ich falsch, ich muss erst den bösen Totenbeschwörer finden. Dann komme ich auch hier klar. Der Kamerad ist allerdings nicht auf diesem schaurigen Friedhof, sondern irgendwo in der letzten Ecke des tiefsten Dungeons. So viel zum Profi.

Mit Bloodborne ist nun in diesem Jahr der nächste Teil der Reihe erschienen. Publisher ist dieses Mal Sony, als Entwickler fungiert weiterhin From Software. Die sehen ihre Neuerscheinung aber eher als geistigen Nachfolger von Demon’s und Dark Souls – und es ähnelt seinen digitalen Brüdern auch in vielerlei Hinsicht. Offiziell ist Bloodborne allerdings gar keine Fortsetzung, sondern „nur“ eine Weiterentwicklung mit einer vergleichbaren Mechanik. Ich verstehe.

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Aber diese Mechanik hat es in sich: In Bloodborne schlagen wir uns durch die mysteriöse und irgendwie (alb-)traumhafte Metropole Yharnam. Dieses Mal sind wir kein untoter Gefangener auf der Suche nach Rache und Erlösung, sondern ein stark erkrankter Jäger. Das dringend benötigte Heilmittel gibt es nur im fernen Yharnam – was liegt also näher als eine entspannte Kur?

Badeurlaub können wir leider direkt vergessen, denn schon bei unserer Ankunft stellen wir fest: Alles doof, Stadt kaputt und die Bevölkerung hat sich in gefährliche Monster und Bestien verwandelt. Kacke.

Bewaffnet mit Schwertern, Beilen und erstmalig auch Schusswaffen prügeln und schießen wir uns durch die dämonischen Massen. Irgendwo muss doch noch eine Apotheke geöffnet haben? Auf unserer Odyssee stecken wir jedoch ganz nach alter Souls-Manier unentwegt Prügel ein und werden zu Blutwurst verarbeitet. Oder wir können uns oft nur in letzter Sekunde retten. Oder wir starten in den nächsten Corpse-Run-Marathon. Und das muss man dazu sagen: Das Kampfsystem macht wirklich Spaß.

Was fällt besonders auf? Zwei Dinge: Zum einen befinden wir uns nicht mehr in einer mittelalterlichen Zeit, sondern eher in einer recht viktorianisch anmutenden Ära. Zum anderen haben die Entwickler das Blocken entfernt.

Ich weiß gar nicht, wie oft mich mein geliebter Schild in den Souls-Spielen in allerletzter Sekunde davor bewahrt hat, das schartige Axtblatt eines moppeligen und unsagbar schlecht gelaunten Dämons quer durch mein Gesicht gezogen zu bekommen. Dafür trage ich jetzt zwei Waffen und muss mir eine neue Methode zum effektiven Gegnerfällen überlegen. Eine Sache weiß ich bereits: Bloodborne will mich tot sehen.

Ich sehe mich schon wieder quer durch die dunklen Gassen von Yharnam rennen…

In diesem Sinne,

Sebastian